Der Kreuzgang ist das typischste Element des Tangos. Ein bisschen verwirrend ist, dass es den Begriff „Kreuzgang“ gleich zweimal gibt.
So bezeichnet der Begriff zum einen die gegenläufige Rotation von Becken und Schultergürtel beim Gehen. Eigentlich bezieht sich „Kreuzgang“ jedoch auf eine Bewegungsart, die manchen Vierbeinern eigen ist. Um das zu verstehen, müssen wir also die Perspektive wechseln, und das Tanzpaar nicht mehr als HERR und DAME, sondern als Einheit betrachten. Ist die DAME das Vorderteil dieser vierbeinigen Einheit, so ist der HERR das Hinterteil ? – es könnte aber auch umgekehrt sein.
Diese Einheit bewegt sich „normalerweise“ im Passgang vorwärts oder rückwärts. Dabei nutzen sie das aufderselben Seite des „Rumpfes“ gelegene Beinpaa.
Beim Kreuzgang werden die am Rumpf schräg gegenüberliegenden Beine (rechtes Vorderbein, und linkes Hinterbein) gleichzeitig bewegt. (Achtung: da sich das Tanzpaar gegenübersteht, benutzen sie, aus der Perspektive der einzelnen Tänzer, beide gleichzeitig entweder ihre rechten, oder linken Beine).
Den Kreuzgang können nur Tiere benutzen, deren Rumpf entsprechend lang ist, sonst würden die Hinterbeine ständig mit den Vorderbeinen zusammenstoßen.
Das ist beim Tanzpaar nicht der Fall. Ihm fehlt der gemeinsame Rumpf, und die Becken der Tänzer stehen viel zu dicht gegenüber. Sie müssen also einen Trick anwenden, um sich im Kreuzgang zu bewegen. Sie verschieben die Becken einfach ein bisschen nach links oder rechts, und schon stehen sich rechtes Vorderbein, und linkes Hinterbein gegenüber (aus der Perspektive der Tänzer beide rechte, oder beide linke Beine). Jetzt können sie ganz „normal“ ausschreiten. Sie haben jetzt so etwas wie ein „gemeinsames Beinpaar“ (die gegenüberliegenden Beine, die gemeinsam bewegt werden müssen), und darüber hinaus jeweils ein „nicht gemeinsames Bein“, das außen am Partner vorbei bewegt wird.
Natürlich verschiebt sich nicht nur das Becken der Tänzer, sondern der gesamte Rumpf, so, dass sich jetzt nur noch die rechten oder linken Körperhälften gegenüberstehen.